Zermatt-Geschichten #3: Wo ich mein bisher leckerstes Zimtglace gegessen habe?

Zermatt-Geschichten #3: Wo ich mein bisher leckerstes Zimtglace gegessen habe?

„Oh, das wird steil. Sehr steil.“ warnt mich eine Wanderin. Sie sollte Recht behalten.

Doch zuerst heisst es bergauf pedalieren. Unter wolkenlosem Himmel. Alleine. Denn mein Freund fühlt sich nach einer schlaflosen Nacht mit Schüttelfrost nicht fit genug für einen längeren Anstieg. Er ruht sich im Schatten am Campingplatz aus. Ich kurbel los. Erst von Täsch auf Schotter und breitem Trail nach Zermatt. Dann durch Zermatt und auf einer kleinen Teertrasse weiter zur Mittelstation Furi. Hier halte ich ein kurzes Schwätzlein mit einer freundlichen Wanderin, die mich fragt, wo ich hin will. „Zum Schwarzsee“. „Oh, das wird steil. Sehr steil.“ warnt sie mich. Sie sollte Recht behalten.

Vorbei an einem Stausee mit mattgrauem, blickdichtem Wasser

Noch aber geht es gemütlich bergauf, vorbei an einem Stausee mit mattgrauem, blickdichtem Wasser. Danach wird die Schotterstrasse stellenweise steiler und die Steine grober. Ich muss meinen Blick auf den Boden richten um den grossen Brocken ausweichen zu können. Zwischendurch zieht der Berg der Berge meinen Blick immer wieder auf sich. Für eine Weile habe ich den Eindruck als führe ich geradewegs auf die Matterhorn Nordwand zu.

 

Eine Gruppe Wanderer beobachtet, wie ich mich die Rampe hinaufkämpfe. Schieben ist also nicht.

Doch dann macht mein Weg eine Linkskurve. Ab hier gibt es immer wieder richtig steile Passagen. Einmal bin ich nicht aufmerksam und das Vorderrad rutscht mir weg. Dummerweise beobachtet eine Gruppe Wanderer, wie ich mich die Rampe hinaufkämpfe. Schieben ist also nicht. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als mein Bike schräg zum Berg zu stellen und wieder aufzusteigen. Das bringt mir erst ungläubige, dann anerkennende Blicke und Applaus ein. Danke, liebe Wanderer ;) Hättet ihr nicht so erwartungsvoll am Wegrand gestanden, ich hätte mein Radl den Rest der Rampe geschoben und wäre erst oben wieder aufgestiegen.

Mein Freund gleitet von Zermatt direkt zur Bergstation Schwarzsee

Die Abfahrt traut sich mein Freund zu. Also testet er die Auffahrt per Gondel. Für 42 CHF (32 CHF plus 10 CHF fürs Bike) gleitet er von Zermatt direkt zur Bergstation Schwarzsee. Dort essen wir erst einmal auf der Sonnenterrasse zu Mittag.

Unser Vorrat an Ersatzschläuchen ist erschöpft

Beim Espresso schauen wir uns den Track an und gleichen ihn mit der Supertrail Map ab. Wir entscheiden uns für eine etwas andere Route, die auf der Karte sehr vielversprechend aussieht. Nach wenigen Metern auf dem breiten Wirtschaftsweg geht es rechts in den Trail. Der schmale Weg schlängelt sich mal über die Hochebene, mal am Hang entlang, mal in schönen Kehren dahin. Im Rücken stets das Matterhorn als mächtiger Aufpasser. Vor uns Weite. Im unteren Teil gibt es ein paar aus Steinen gebaute Regenrinnen. Ich höre ein kurzes „pffff“. Die letzte Rinne bin ich offensichtlich nicht ordentlich gefahren. Keine 300 Meter später wieder – „pffff“. Unser Vorrat an Ersatzschläuchen ist erschöpft. Beim nächsten Platten müssen wir vor dem Schlauchtausch erst flicken.

Auf tolle Trails war ich gefasst. Auf das beste Zimtglace nicht

Der Weg führt uns direkt durch das Dorf „Zum See“. Am Dorfeingang begrüsst uns eine auf Stein gemalte Eistüte. Hinter der nächsten Kurve: Holztische und Bänke unter weissen Sonnenschirmen. Wir sehen uns an und es ist klar – hier kehren wir ein. Obwohl wir noch keinen Hunger haben. Dieser unerwartet aufgetauchte Ort sieht zu einladend aus als dass wir einfach daran vorbei fahren könnten. Und ein Eis – oder Glace wie die Schweizer sagen – geht immer. Erst recht wenn es hausgemacht ist! Wir bestellen Erdbeere, Vanille, Schokolade und Zimt. Mein Favorit ist eindeutig Zimt. Diese feine Zimtnote... Diese unaufdringliche Süsse... Und wie es auf der Zunge zergeht! Einfach perfekt. Aber auch Erdbeere ist hervorragend. Ein so erdbeeriges Erdbeereis habe ich bisher noch nie gegessen. 4 Franken pro Kugel sind zwar ein stolzer Preis. Aber das kostet die Kugel Eis in der Schweiz so oder so.

Auf tolle Trails war ich gefasst. Dass ich in Zermatt mein bestes Zimtglace (und auch Erdbeerglace) essen würde, hätte ich nicht erwartet. Eine vorzügliche Überraschung :)

Eckdaten

Tourentipp Schwarzsee

Ich bin diesen Track bis zum Schwarzsee gefahren. Die Schleife zu Trockener Steg haben wir weggelassen. Und vom Schwarzsee nach Furi sind wir den Trail westlich vom Matterhorn-Express bis kurz vor Furi gefahren (auf dem Screenshot lila markiert) und ab da dann wieder dem Track gefolgt (zum Glück – sonst hätten wir das Eis verpasst). Sowohl die Auffahrt (obwohl steil) als auch Abfahrt kann ich sehr empfehlen.

Einkehrtipp Restaurant „Zum See“

Lage / Adresse

  • Das Restaurant „Zum See“ liegt im gleichnamigen Örtchen oberhalb von Zermatt.

  • Auf der beschriebenen Tour kommt man gegen Ende im Dorf (und beim Restaurant) „Zum See“ vorbei

  • Wer mal einen bikefreien Tag einlegen möchte, der erreicht das Restaurant in etwa 40 Minuten vom Ortszentrum Zermatt (bergauf). Oder in etwa 15 Minuten von der Mittelstation der Seilbahn Zermatt-Furi (bergab).

Öffnungszeiten

  • „Zum See“ ist in der Sommersaison von Ende Juni bis Anfang Oktober täglich von 12 bis 17 Uhr geöffnet (auf Anfrage für Privatanlässe auch abends).

Karte

  • Neben dem hausgemachten Eis werden traditionelle und mediterrane Gerichte angeboten, z.B. Rehrückenfilet mit Holunderrahmsauce. Es lohnt sich also ein bisschen Hunger mitzubringen ;)


Aller guten Dinge sind bekanntlich drei - deswegen gibt es auch drei Zermatt-Geschichten. In #1 und #2 erfährst du, warum es ein Highlight sein kann, wenn die Strasse endet und wie es dazu kam, dass ich einen Vorsatz gebrochen habe.


"Die Kurve ist nicht fahrbar". Da kam Nicola und fuhr sie einfach.

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Zermatt-Geschichten #2: Wie es dazu kam, dass ich einen Vorsatz gebrochen habe

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